Perle
13/14. Dezember 2003 in Berlin

Perle

C 2 Fortsetzung

V6
Ich war sehr erstaunt, es ging sehr sehr schwer und stockend.
Ich hatte das Gefühl, ich bearbeite Metall, das Geräusch war so, als ob ich in der Eisenbahn sitze und der Zug fährt gleichmäßig über den Gleisen dahin.
In diesen Schüsseln ist beim letzten Seminar eine Spinne verrieben worden, stimmt das? Ich hatte immer den Eindruck, daß läuft noch eine schwarze Spinne in meinem Mörser herum und als ihr vorhin von dieser Verreibung gesprochen habe, hat es mich sehr gegruselt. Ganz klar, sie hat ihren Schrecken, der löste sich dann auf und ich kam in dieses Mutterthema hinein. Es kam dann ganz klar ein Satz, ohne das ich eine Frage gestellt hätte: Bisher habe ich die Sexualität meiner Mutter gelebt, jetzt lebe ich meine!
Jetzt spüre ich meinen Unterleib, der ist nicht mehr leer, da füllt sich etwas.
Wo ist die Backschüssel meiner Mutter? Ich backe sehr gern und habe früher oft mit meiner Mutter gebacken und fragte mich, wieso ich keine irdene Backschüssel zu Hause habe. Es verbindet mich damit etwas sehr Elementares, Nährendes und ich muß so eine Schüssel wieder haben. Das führt mich zurück zu meiner Mutter und das ist etwas ganz Kostbares für mich.

V7
Bei mir ging es auch schwer.
Hatte Rückenschmerzen im mittleren BWS-Bereich (auf L3-4-5) links und Ohrenschmerzen links.
Für mich stellte sich dann wieder diese Feierlichkeit ein in der Gruppe, wie zu Beginn.
Es war ein feines, silbriges Leuchten im Raum.
Jeden empfand ich als sehr hingebungsvoll.
Es kam dann ein Pflichtgefühl, daß ich weiter reiben muß. Bin da hinein, das hat mich ans Tauchen erinnert, wenn einem die Luft ausgeht und man jeden Schwimmzug gegen dieses Luftverlangen ankämpfen muß.
Geräuschen waren wie schmieden, härter.
Am liebsten hätte ich aufgehört und geschlafen, der Widerstand wurde immer größer.
Dadurch wurde ich dann am Schluß aggressiv, habe mich gesehen, wie ich mit dem Pistill den Mörser kleinschlage, das Pistill fiel mir dann in den Mörser mit einem lauten Knall.
Es kam dann ein Bild zum Thema ÑVerletzungenì und das Verurteilen des Verletzenden. Die Antwort war, daß es einen nicht weiter führt, wenn man den, der einen verletzt verurteilt. Das es um bedingungloses  Lieben geht. Das die Verletzung nur dadurch geheilt werden kann.
Plötzlich hatte ich ein Bild von mir am Mittelmeer an einer Steilküste, stehe an meinem Haus und bin eine Mutter, die Teig rührt. Das war sehr schön.

V10
Ich würde immer müder, empfand ganz viel Schwere.
Der Mörser wurde zu meinem Beckenboden, den ich rieb. Es wurde mir klar: das ist hier ein weibliches Thema, es geht um einen weiblichen Weg. Der Verstand will verstehen, zielgerichtet sein, während das Herz will einfach nur Mitgefühl verströmen. Das ist einfach eine andere Ebene.

V1
Es fällt mir schwer, den Schmerz zu ersetzen, ich finde nichts.
Krebs fällt mir ein (die Krankheit), der carcinosine Mensch, der ständig so hilfsbereit ist, der ständig alle Schmerzen auf sich nimmt,  der zu allen Kompromissen bereit ist, aber dann, wenn man ihm das Steuer überläßt, gnadenlos manipulativ bestimmend wird.
Es ist erstaunlich, daß Menschen, denen Carcinosin hilft, einerseits die Bescheidenheit selbst sind. Mit diesem völligen Verzicht auf den Kampf und in dem Moment, wo man einen geschützten Raum öffnet und sagt: Jetzt mach du mal, da legen sie los und werden zu kleinen Tyrannen.
Wieso die Traurigkeit, wieso habe ich sie so lange schon als meine Begleiterin gewählt ?
Weil ich vermute, daß sie mich vor Beliebigkeit schützt. In dem Moment, wo ich über Traurigkeit oder den Schmerz eine gemeinsame Kommunikationsebene finde, stellt sich immer eine Sicherheit ein, nicht beliebig zu sein, nicht so schnöde, arrogant sich über Dinge hinwegzusetzen. Dies beinhaltet jedoch auch eine Täuschung.
Dort, wo die Beliebigkeit am meisten verletzt ist in der Sexualität. Wenn man spürt, daß Menschen mit uns beliebig umgehen oder daß wir beliebig umgehen mit Menschen.
Meine Frage war: Wie kann ich an Sicherheit herankommen ? Die Antwort war: Vorsichtiger Kontakt und Feierlichkeit.
In unserer Kultur begegnen wir dem Feierlichen oft mit einer Zynik, weil sie oft eine Falschheit hat. Beim weihnachtlichen Familienfest die Abmachungen, wann man Oma holt und wann sie auf jeden Fall wieder weg sein muß usw.
Gleichzeitig mißtraue ich auch der esoterischen Feierlichkeit von gewissen Tempeln, ich mag die Feierlichkeit, die wir hier haben.
Es scheint damit zusammenzuhängen, daß jede/r bei sich ist heute.
Die Spinne sagt: Komm zu mir mit deinem Schmerz, ich übernehme die Verantwortung dafür, denn ich habe diese Welt mitgebaut und auch den Schmerz in ihr.
Die Perle sagt: Laß ihn los, ich helfe dir, ihn zu ersetzen.
Wie muß der feierliche Raum beschaffen sein, daß er mich wirklich interessiert, das er wahrhaftig ist?
Ich dachte, ich möchte gern wieder mehr Feuer machen, früher, als ich gehütet habe, habe ich immer Feuer gemacht, es ist schön, sich mit Menschen zu treffen, einfach draußen zu sein, in der Nacht zu sein um ein Feuerchen. So könnte vielleicht ein feierlicher Raum entstehen, der glaubhaft ist.

V11
Langsam komme ich hier wieder an, habe mich ständig gefragt: Wer bin ich überhaupt, was will ich hier überhaupt?
Es war wie in einem Raum, dazwischen, zwischen der Welt zu sein und völlig transparent in all das eintauchen zu können, was mich umgibt.
Habe mich gefragt, was das alles soll, warum ich überhaupt schreibe, wer bin ich überhaupt, die da schreibt?
Meine Frage am Anfang war: Wie entsteht aus dem tiefsten Schmerz, der tiefsten Traurigkeit die tiefste Freude? Die Antwort war: Es geht darum, den Punkt in mir zu finden, wo alles sein darf in Frieden. Es geht um Bewußtsein, daß ich all diese Gefühle in mir trage, sie jedoch in Harmonie miteinander sein dürfen. Es war eigenartig, im Kontakt mit meiner Traurigkeit zu sein und gleichzeitig die Freude und Leichtigkeit in meinem Herzen zu spüren, es war parallel fühlbar.
Die Freude war wie Balsam für die Traurigkeit.
Ich rutsche dann immer ins Kollektiv hinein, habe gespürt, daß wir Menschen gut darin sind zu verdrängen, nicht zu fühlen und wir brauchen den Schmerz, weil er uns daran erinnert, daß wir vergessen haben, daß aus dem tiefsten Schmerz die tiefste Freude entsteht.
Die Perle ist das kosmische Gesetz, eingebunden in das Naturgesetz und dieses hilft ihr, zu wachsen und eine Perle zu sein.
Oft begebe ich mich auf Wege, die mich weit davon entfernen und der Schmerz führt mich immer wieder in den Kern zurück. In der Peripherie glaube ich immer Freude und Leichtigkeit zu erleben, dabei liegt die wahre Schönheit in mir Selbst und in meinem Inneren. Der Schmerz führt mich dahin, Kontakt aufzunehmen zu diesem Kern, in dieses Zentrum zu reisen und die Traurigkeit zieht mich auch nach innen, damit ich merke, wieviel Schönheit ich habe und diesem Glanz auch begegnen kann.
Ich halte viel zu sehr fest an dem, was ich erworben habe, aus Angst vor dem Unbekannten.
Was ist wenn mein Schmerz geht und das Leiden aufhört? Wer bin ich dann?
Da bin ich dann reingerutscht, dann kam das. Das ich immer gemeint habe, ich will an der Struktur festhalten, weil  sie mir Halt gibt und mir vertraut ist und die Perle entsteht und wächst in einer Muschel tief auf dem Meeresgrund in der Dunkelheit. Das ist doch eigenartig, daß so etwas Schönes in der Tiefe als Schatz dort verborgen liegt. Dann habe ich verstanden, daß das, was ich suche ganz allein in mir selbst liegt und in mir geboren wird.
Dann kamen diese Fragen: Wo gibt es Halt, wo gibt es Schutz, wo gibt es Geborgenheit?
Mein Kopf ist leer geworden, mein Geist still und ich bin tiefer und tiefer getaucht, mitten ins Meer hinein. Ich wußte nicht, wo ich hinwill, es war ja nichts, kein Ort, kein Ziel, daß ich hatte. Ich habe mein Herz gespürt, ein Stechen in meiner Brust und festgestellt, ich begebe mich in diesen Raum in meinem Herzen. Mein Herz will handeln und kann es in diesem Raum und ist doch gehemmt. Ich habe den Raum betreten und gemerkt, daß mein Herz frei ist zu handeln und gleichzeitig habe ich diese Hemmung gespürt, die da ist.
Es kam ein sanftes Lächeln und eine ganz sanfte Erregung. Dann kamen die Fragen: Wie handelt ein Herz, daß frei ist? Wer bin ich? Warum bin ich hier? Bin ich es, die diese Zeilen schreibt? und dann kam der Satz: Du bist ein Wesen, welches einen direkten Zugang zu Gott hat.
Da wurde ich müde, empfand die Stimmung als ermüdend. Ich dachte, ich weiß auch nichts, ich habe auch keinen Plan, ich tauche einfach tiefer, vielleicht lande ich ja irgendwo. Ich habe mich fallengelassen. Mit meinem Geist begreife ich überhaupt nicht, worum es geht. In dieser Tiefe fühle ich mich beschützt und behütet und zutiefst geborgen, es war so angenehm, dort so sein, wie warm und weich es ist und ich habe Frieden und Stille in mir gefühlt.
Mein Herz konnte sich in diesem Raum frei bewegen, es fand eine direkte Berührung statt, alles kam ins Fließen und floß ineinander und ich hatte totales Vertrauen in diese Dunkelheit, diesen Raum der Leere. Es übersteigt alles, diese Worte, meine Sprache, die Schrift und es ist schwer und leicht zugleich, es war auch so paradox. Als ob ich Blei an meinen Fesseln hätte und nach unten gezogen werde und gleichzeitig war ich leicht wie ein Schmetterling und konnte mich fliegend bewegen.
Alles hat parallel existiert, ich habe Glück und Leid gefühlt, Traurigkeit und Freude und es hat mich immer stiller und ruhiger gemacht. Ich war allein und doch ist alles ausgefüllt. Dann kamen die Antworten, was will ich hier und wo will ich hingehen und die habe ich aus der Ferne rufen gehört, sie waren trotzdem ganz dicht bei mir und fast schon in mir und alles ist verschwommen und ich kann auch nichts festhalten.
V4 hat dies auch gesagt, es ist etwas unglaubliches passiert: Ich bin immer transparenter geworden, je tiefer ich getaucht bin und ich konnte ganz tief fühlen. Ich habe den Stein angeguckt und konnte den Stein fühlen. Ich habe mit dem Wesen dieses Steines Kontakt aufgenommen. In dem Moment kamen mir die Tränen, weil ich so berührt war, weil es so tief war, was ich gefühlt habe. Es hat mich selig und traurig zugleich gemacht. Selbst den Regen konnte ich fühlen, ich habe das Wesen des Regens gefühlt, es war total rein und klar.
Damit war es dann auch gut.

V9
Zu Beginn habe ich meine Fragen an meine Krafttiere gestellt.  Perlfischer war von meinen Krafttieren das einzige, welches mir helfen konnte. Er ist ein Rennpferd, ein Hengst. Der Panther und der Hirsch konnten mir keine Antworten geben.
Perlfischer antwortete mir:
Du sollst zur Königin werden
Du sollst nackt auf mir reiten
Du sollst mit mir spielen
Ich habe links verrieben und bin dadurch sehr tief in Bilder gekommen.
Auf meine Frage: Wie werde ich zur Königin habe ich sehr viele Bilder bekommen: Indem ich Würde bekomme und Würde bekomme ich, indem ich meinen eigenen Weg gehe, auch wenn er noch unvollkommen ist.
Es kam das Bild von einem Höhenweg in der Schweiz, den ich im Sommer zusammen mit meinem Freund gewandert bin.  Ich sah, daß parallel zu dem Weg meines Freundes auch mein eigener Weg verlief, den ich gehen muß, auch wenn der manchmnal mit vielen Umwegen gepflastert ist, z.b. traue ich mich nicht über einen Wasserfall zu springen, sondern muß außen herum gehen, was mir lange Verzögerungen beschert.
Aber eines kenne ich  ganz genau: Mein Ziel, meine Richtung  (Ins Toggenburg)
Zu meiner Frage über das Spielen kam die Antwort: Spiele, sei spielerisch, sei verspielt, z.b. mit Theaterblut, schütte es über dich drüber, lass es aus deinem Mund quellen, ein Vampir beißt mich in den Hals.
Denke dir Begegnungen zwischen Menschen (z.b. Seminare oder Initiativen) der ungewöhnlichsten Art aus ! Z.b. gründe eine Agentur für Liebeskranke.
Der Auftrag: Du sollst nackt auf mir reiten beinhaltet zwei Dinge:
Das Erotische und die Schutzlosigkeit. Schutzlosigkeit meint ohne Maske, ohne Kleider, ohne Theater, so nackt, wie man auf die Welt gekommen ist. Es meint: Zeige deine Nacktheit, was auch bedeutet: Gehe ohne Maske, suche Kontakt zu Menschen von Herz zu Herz ohne das Kleider (Masken) um euch herum sind. Stärke deine Herzkraft, dann wird auch deine weibliche Kraft, deine Sexualität stärker.
Am Schluß kam noch das Bild eines riesigen Mondes, das Bild der Mondgöttin, Perle gehört zum Mond, zur Weiblichkeit, Fruchtbarkeit, Männer tragen keine Perlen. Der Schutz des Mondes, fühle mich unglaublich angenommen, verreibe für die Mondgöttin, für die Frauen aus meiner Familie und danke ihnen allen, daß ich weiblich sein darf, das ich daß ausströmen lassen kann und nicht so verletzt bin.



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