Bär
1/2. Mai 2004 in Degen/Schweiz



Bär - Ursus Arcticus

Die Bärenhaare, welche bei dieser Begegnung verrieben wurden, wurden uns von Bärenpark Worbis und von Frau Brigitte Kutzner, der Betreuerin der berliner Bären geschenkt.
Dafür möchten wir uns hier nochmals sehr bedanken.

Der folgende link führt zur homepage vom Alternativen Bärenpark Worbis:
http://www.baerenpark.de


Substanz: Bärenhaare
Begegnungs-Datum: 1/2. 05. 04
Begegnungs-Ort: Degen/Schweiz
Begegnungs-Status: Unblind
Beteiligte: 12 Verreiber/innen = 8 Frauen ( V4, V5, V6, V7, V9, V10, V11, V12 ) + 4 Männer (V1, V2, V3, V8)
Autorin: Charlotte Rob
Textstatus: Tonband-Protokoll

Bär C 1


V3
Für mich das unmotivierteste Verreiben seit eh und je, völlige Disharmonie. Sehe den eingesperrten Bären hin,- und herlaufen  Er ist gereizt. Ich bin auch gereizt, Es nervt mich.
Kopfschmerz, von der Stirne zum Hinterkopf wandernd
Frage mich, was wir den Bären alles angetan haben. Wir projezieren alles auf sie, vom kleinen Schmusebär bis zur riesengroßen Bestie. Denke: Geduld ist so eine Sache, muß mich immer auf dieses kleine Wollebällchen konzentrieren, das einfach nicht will. Es will einfach nicht verrieben werden, was mich nervt. Bilder von Städten nach Bombenangriffen, große Zerstörung.

V11
 Der Wollbüschel ist nicht unterzukriegen, nicht zu bändigen. Wenn ich schnell mache verliere ich ihn, also muß ich ganz langsam machen. In der Ruhe liegt die Kraft. Ich sehe Mönche, sakrale Gestalten, einmal kommt der Dalai Lama vor. Ich verspüre eine große Dankbarkeit, keine Dankbarkeit für eine bestimmte Sache, eher ein Grundgefühl der Dankbarkeit. Mit dem Wollbüschel beginne ich zu spielen, es kommt mir vor, als ob jemand mit mir einen Scherz macht. Je mehr ich versuche, die Sache zusammenzuhalten, desto mehr verliere ich sie. Wachheit. Zeit vergeht schnell.
Hals, kratzen
Hals, Vlg. n. Räuspern
Fühle meinen Körper ganz weich und mild und warm
Überhaupt kein schlechtes Gefühl, auch nicht gereizt. Alles ist wie Butter. Gelassenheit. Der Milchzucker kommt mir extrem weich vor. Ich komme mir vor, als ob ich aus einem Traum erwache und nicht mehr genau wüßte, was ich geträumt habe. Eigentlich sollte ich mich mehr erinnern.

V 10
Fühle mich auch eher genervt, das Wollbäuschen erinnert mich an etwas, daß immer wieder seine Form verändert, weil es von allen Seiten geplagt wird. Es hat ewig gedauert, ich fand die ganze C1 nicht spannend. Das Spannendste war eine Ameise, die über mich hinwegkroch.

V 8
Fühle mich leer, sehe einen Bären, mit einem großen Loch im Bauch, welches die Form eines Herzens hat.
Rücken, Gefühl von Härte
Werde sehr müde. Das Wollbüschel war nicht zu bändigen. Sah einen Eisbären, den ich fragen wollte, wohin er schwimmt, da war er jedoch schon weg.

V 6
Der Geruch des Haares weht bei Beginn der Verreibung durch den Raum, daß finde ich sehr schön. Sonst war ich auch genervt, hatte einen Kampf mit den Haaren, ich dachte, dieses Wollbüschel soll jetzt endlich mal zerbröseln, sich vermischen mit dem Rest.
Als ich weiterreibe nimmt das Wollbüschel die Form eines plattgedrückten kleinen Vogels an, der sehr schutzbedürftig und hilflos ist, das macht mich stutzig, denn ich bin ja eigentlich in einer Bärenbegegnung, wieso sehe ich einen Vogel, der halb tot da liegt?
Durch dieses Bild hat mich jedoch das Stinkige, Ärgerliche etwas verlassen
Hals, kratzen, hoch oben im Hals  (7 Teilnehmer/innen verspüren dieses kratzende Gefühl im Hals)

V 4
Die Trockenheit nervt mich, das sich nicht verbinden wollende nervt mich. Habe großes Bedürfnis nach Flüssigkeit, wünsche mir etwas Flüssiges. Am Anfang hatte ich das Gefühl, etwas falsch zu machen (2 Teilnehmer/innen), ich schaute, wie es die anderen machen. Da erinnere ich mich, daß die Geisteshaltung des "Mich Vergleichens" mich müde macht. Wenn ich mich unter Druck setze. Wellenartig steigt das Gefühl von Ungeduld und Gereiztheit auf.
Rücken, Schmerz LWS
> Hinlegen
Fühle eine große Sehnsucht nach Dunkelheit, erinnere mich an die Höhle und das Entspannende der Dunkelheit. Kloster, Kloster hat etwas mit Höhle zu tun.

V 5
Oh, Winterschlaf so schön. Ruhig sein in einem leichten, meditativen Zustand. Dann nur noch müde. Weshalb überhaupt noch rühren? Der Mörser ist viel zu schwer, möchte nur noch Sein, einfach Sein. Wohlig schlafen.
Vlg. ständig zu gähnen.
Die Ameise spaziert umher. Kraft ist im Raum, eine beständige Kraft,  Ruhe. Gefühl von Frieden und Beständigkeit, weite Wälder, Erhabenheit, Freiheit.
Jetzt wird es unruhig. Die Mörser sind zu laut. Jetzt wird es gefährlich. Dann, etwas später wieder das Bild der Bärenhöhle, Winterschlaf. Als ich das Gefährliche berühre, möchte ich einfach nicht mehr weiter hingucken.

V 7
Für mich war das Beeindruckendste auch der wellenförmig auftauchende Geruch, ansonsten sehe ich Bären und habe viele Alltagsgedanken.
Wandere in Gedanken viele Wege ab, die ich letzten Sommer gegangen bin. Dadurch werde ich sehr ruhig und kräftig. Eine Kraft, die ich auch verspüre, wenn ich hier in den Bergen umherwandere.

V 2
Es geht nicht gut, es ist widerspenstig, es läßt nichts zu. Ein Geruch von angesengten Haaren steigt mir in die Nase, dann kommt eine Ruhe und Wärme.
Vlg. tief zu summen
Dann kommt ein Bär auf mich zu und ich bekomme Angst vor seiner zerstörerischen Kraft.
Daraufhin steigen in mir viele aufbrausenden Sätze, Antworten auf. Verteidigung fällt mir ein, dann wurde ich auf einmal sehr müde und das Verlangen zu schlafen stellte sich ein.

V12
Alles beginnt mit einem eingeschlafenem Fuß. Fliege mit einem nordischen Bussard über Seen und Wälder, sehe Bären unter mir, einzeln und in Familien. Als ich mich auf den Bauch lege bekomme ich Seitenstechen. Sehe den Sohn meiner Schwester und die Tochter eines Freundin und einen Adlerhorst mit Jungen. Ich frage mich, weshalb sie mir all diese jungen Menschen und Tiere zeigen. Vielleicht weil ich eine Entscheidung treffen sollte? Alles ist immer umrandet vom Feuer. Ich möchte die Bären etwas fragen diese verschwinden aber gleich wieder. Da kommt mein Krafttier und gibt mir ganz klar zu verstehen, daß es noch nicht Zeit ist für diese Frage, ich sollte damit noch etwas Geduld haben. Zum Schluß bekomme ich noch
Schüttelfrost, Gefühl von Kälte

V9
Ich erlebe etwas, was ich immer wieder erlebe, nämlich daß ich etwas mit einer Gruppe unternehme und einfach nichts fühle.  Ich bewundere dann alle anderen Teilnehmer für all die Dinge, die sie spüren und erleben. Generell fühle ich meine Schmerzen kaum in meinem Leben. In solchen Momenten stellt sich bei mir eine Leere ein, Es frustriert mich aber nicht, daß ich nichts fühle. Ich denke einfach, ich bin selbst eine Bärin und Bären spüren einfach nichts, sie sind resistent gegen die Schmerzen des Lebens.

V1
Habe ein großes Durcheinander in den Notizen.
Scheu, Schüchternheit, Wie könnte man diese Begegnung beginnen ?
Die Frage ist jedoch nicht, ob ich soll oder nicht. Eher ein Zugucken und nicht wissen, wann soll man einstiegen? Das Gefühl, ich habe etwas auf dem Herzen, aber ich weiß nicht so richtig, wie ich das hier manifestieren könnte. Ich weiß nicht, ob ich dazugehöre, ich weiß nicht, ob ich mich dazu setzen darf. Ich stehe am Eingang und blicke in einen Raum und frage mich, wo mein Platz in der Gruppe ist.
Nieren, Gefühl von geschwollen, wie Luftballone
Übelkeit, Abdomen, Gefühl von einem Loch in Magenhöhe
Hitze in mir drin
Extremitäten, Schmerzen, Ellenbogen
Das Gefühl: "Ich will nicht mehr" steigt in mir auf und gleichzeitig etwas Aufbrausendes.
Sehe das Bild eines Kindes, daß den Kopf gegen die Wand schlägt. Den Kopf gegen die Wand schlagen, um einen Punkt zu setzen: "So, jetzt ist Schluß" oder "Mit dem Kopf durch die Wand".
Ich erinnere mich an meine geborenen und ungeborenen Kinder. Die Schneefelder auf den gegenüberliegenden Hängen ziehen meine Aufmerksamkeit auf sich. Wünsche mir, daß es zu schneien begänne, hier in diesem Raum. Ich wäre gerne so wie in Watte gepackt, ich möchte nicht wirklich etwas mit euch zu tun haben. Das Kinderbuch "Krabat" von Otfried Preußler fällt mir ein. Es handelt von Kindern, die in einer Mühle das Zaubern erlernen bei einem alten Zauberer, so wie wir hier auch in einer alten Mühle sind und die Bären nach ihre Geheimnissen befragen. Ich bin froh, daß die anderen Teilnehmer hier sind und arbeiten, aber ich möchte sie nicht fühlen, ich möchte nur die beruhigenden Geräusche ihrer Arbeit hören.
Die Situation hier erinnert mich jedoch nicht an Kinder, die etwas über Zauberei lernen, sondern an Kinder in einem Heim, wie Kinder, die in einem religiösem Heim eingesperrt worden sind und die Erwachsenen dieser religiösen Institution sagen: Hier geht es den Kindern gut! Bär heilt die Folgen von Heim-Aufenthalten, von Gefangenschaft, Folge von Adoption. Ich empfinde mich eingesperrt mit einer Gruppe von Kindern in diesem Raum und wir haben keine Ahnung, warum wir hier sind. Alles, was eine Bedeutung hat, spielt sich außerhalb dieses Raumes ab, dort wird über uns bestimmt. Ich fürchte mich aber nicht, daß jemand hinein kommt und uns bestraft, so ist es nicht. Die größte Furcht ist die, daß jemand rein kommt, einen Einzelnen auswählt und sagt: So, du mußt jetzt raus kommen!
Wir sind hier in diesem Raum, weil jemand gesagt hat, daß was du machst, daß geht ja sowieso nicht, deine Ideen sind sowieso nicht durchführbar. Deshalb sind wir alle hier, deshalb haben wir uns alle hier in diesem Raum zusammengefunden, außerhalb dieses Raumes findet ein Kampf um uns statt, so als ob die Eltern darum streiten, bei wem die Kinder aufwachsen. Ich weiß, daß es noch sehr sehr lange dauert, bis wir diesen Raum verlassen können. Ich kenne niemanden, der uns in dieser Lage helfen kann und vielleicht sind die Bären wirklich die Einzigen, die uns in dieser Lage helfen können.
Trockenheit



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